Jahresbericht 2005 des Rat für darstellende Kunst und Tanz
Der Rat für darstellende Kunst und Tanz tagte am 7. März, 28. Juni und 2. November 2005 in Köln.
Zu Beginn des Jahres 2005 beschloss der Rat, dass er wegen des in seinem Namen fehlenden Hinweises auf den Tanz diesen Bereich seiner ursprünglichen Bezeichnung „Rat für darstellende Künste“ explizit hinzufügen wolle. Nach einer längeren Diskussion einigte man sich auf die neue Bezeichnung „Rat für darstellende Kunst und Tanz“, die den Vorteil bietet, dass sich nunmehr auch die bereits seit langem im Rat vertretenen, zahlreichen Tanzverbände sichtbarer nach außen präsentieren können. Dies war insbesondere wichtig im Hinblick darauf, dass dem Tanz im Jahr 2005 besondere Aufmerksamkeit, auch durch die Bundeskulturstiftung, gewidmet wurde.
Der Rat für darstellende Kunst und Tanz versteht sich als Ansprechpartner innerhalb und außerhalb des Kulturrates für alle kulturpolitischen Anliegen, die die darstellenden Künste und den Tanz betreffen. Dies wurde auch deutlich durch die Wiederwahl der beiden langjährigen Sprecher der Sektion, Rolf Bolwin, Vorstand des Deutschen Bühnenvereins, und Hans Herdlein, den Präsidenten der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA), in der ersten Sitzung des Jahres. Als stellvertretende Sprecher wurden Ulrich Roehm, Deutscher Berufsverband für Tanzpädagogik, und Klaus Hoffmann, Bundesarbeitsgemeinschaft Spiel und Theater, gewählt. Außerdem beschäftigte sich der Rat in dieser Sitzung mit dem von der Bundeskulturstiftung erarbeiteten „Tanzplan“. Die Mitglieder des Rates vertraten die Ansicht, es sei zwar von großer Bedeutung, dass auch pädagogische Konzepte gefördert würden, aber vorrangig müsse das zur Verfügung gestellte Geld in die Kunst fließen. Begrüßt wurde von den Mitgliedern die paritätische Beteiligung der Kommunen an den von dem Tanzplan geförderten Projekten. Damit wurde die Hoffnung verbunden, dass der Kultur insgesamt mehr Geld zur Verfügung gestellt würde. Andererseits wurde jedoch auch die Befürchtung geäußert, die zusätzlich erforderlichen kommunalen Mittel würden aus anderen Kulturfinanzierungen abgezogen. Darüber hinaus befasste sich der Rat mit der von der Europäischen Union geplanten Dienstleistungsrichtlinie. Der Rat diskutierte in diesem Zusammenhang ebenfalls die Unesco-Konvention zur kulturellen Vielfalt, die positiv bewertet wurde. Wichtig ist es aus Sicht des Rates, dass die Kultur nicht nur als Dienstleistung im wirtschaftlichen Sinne verstanden wird.
In der Sitzung am 28. Juni ging es vorrangig um die aktuelle Situation, die durch die beabsichtigte Neuwahl des Bundestages und die damit verbundene Auflösung der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ geprägt war. Die Mitglieder diskutierten auch die Pläne zweier Bundesländer, das Kulturministerium abzuschaffen und die Kompetenzen stattdessen in der Staatskanzlei zu verankern. Diese Entwicklung wurde als bedenklich angesehen, auch wenn die Aufgaben erfahrenen Kulturpolitikern übertragen würden. Außerdem nahm der Rat zwei neue Mitglieder aus dem Tanzbereich auf, nämlich die Bundesdeutsche Ballett- und Tanztheaterdirektoren-Konferenz (BBTK) sowie den Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverband (ADTV). Am 2. November diskutierten die Mitglieder verschiedene Themen aus dem Bereich des Tanzes, so den von der Bundeskulturstiftung geplanten Tanzkongress. Das vorläufige Programm wurde einer kritischen Bewertung unterzogen. Insbesondere waren sich die Mitglieder darüber einig, es sei wichtig, dass die Vertreter der Tanzverbände sowie Experten aus dem Bereich der Kulturpolitik als Diskussionspartner an diesem Kongress aktiv gestaltend teilnähmen. Diese Ansicht hat der Rat für darstellende Kunst und Tanz der Bundeskulturstiftung in einem Schreiben mitgeteilt. Die Bundeskulturstiftung wurde um ein Gespräch darüber gebeten. Aber auch die aktuelle Situation der Theater und Orchester war insbesondere unter dem Eindruck der drohenden Insolvenz des Theaters in Bremen Gegenstand intensiver Beratungen. Die zunehmende Anzahl von Haustarifverträgen bei den öffentlich finanzierten Theater und Orchestern, mit denen erhebliche Gehaltseinbußen für die künstlerischen Mitarbeiter vereinbart und die vor allem für diejenigen Betriebe abgeschlossen werden, die in den neuen Bundesländern liegen, stieß auf große Besorgnis bei den Mitgliedern des Rates. Dass diese Haustarifverträge nunmehr auch für größere Theater und Orchester abgeschlossen werden, die in den alten Bundesländern beheimatet sind, wurde für höchst bedenklich schon deshalb gehalten, weil es die mangelnde Bereitschaft der Politik zeige, Kultur angemessen zu finanzieren.
Der Rat beschloss außerdem, den Schwerpunkt seiner Beratungen in den nächsten Sitzungen auf die Fragen der ästhetischen Bildung zu legen und sich mit Fragen der Kinder- und Jugendförderung im künstlerischen Bereich intensiver zu befassen.
Rolf Bolwin, Sprecher des Rates für darstellende Kunst und Tanz
www.kulturrat.de
Der Rat für darstellende Kunst und Tanz ist eine Sektion des Deutschen Kulturrates.
Patricia Kaschuba, 20.04.06
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